Freund.
Unser allererstes Treffen fand, glaube ich, auf dem Gleitschirm-Landeplatz in Oberdorf statt. Jedenfalls behauptest Du heute noch, ich sei damals ziemlich frech zu Dir gewesen (was fast nicht stimmen kann!). Nachher hast Du Dich quasi in mein Leben gedrängt, jedenfalls am Anfang, als ich eigentlich mit einem anderen Mann im Ausgang war und Du Dich einfach dazu gesellt hast. Von da an trafen wir uns oft in der Stadt an, wo ich auf dem Aaremürli meine Bücher gelesen habe. Unsere Gespräche wurden immer länger und persönlicher, es gab keine Tabus! Wir gingen zusammen fliegen, machten ausgedehnte Spaziergänge (einmal bis nach Altreu und zurück), schwammen im Sommer in der Aare und besuchten regelmässig das Solheure. Üblicherweise wurde es auch wochentags fast Mitternacht, bis wir nach Hause gingen. Ich war ja noch am Studieren und konnte das ein oder andere Mal am nächsten Tag etwas länger schlafen, Du aber hast wegen mir auf viel Schlaf verzichtet.
Pünktlichkeit war Dir stets wichtig. War ich zwei Minuten vor unserer Abmachung nicht an Ort und Stelle, schicktest Du mir bereits eine SMS: Wo bisch, Chlini???? Und wenn ich dann wirklich mal ein paar Minuten zu spät kam (was höchst selten vorkam!), wurde ich die ersten paar Minuten zusammengeschissen :D Noch heute rechne ich ein paar Minuten mehr ein für die Anreise, um Dich nicht zu verärgern😉
Mit Dir konnte ich immer alles besprechen, Du hattest ein offenes Ohr für meine Freuden und Leiden. Als ich einmal unangekündigt und triefend nass, weil ich im strömenden Regen mit dem Velo von Solothurn nach Flumenthal gefahren war, mit Liebeskummer vor Deiner Tür stand, nahmst Du mich auf. Es war nicht das einzige Mal, dass Du für mich Znacht gekocht hast. Wir hatten so Hunger, dass wir vor dem Backofen auf dem Boden sassen und auf unser Essen warteten. Deine Älplermagronen waren legendär! Dazu eine Flasche Wein – okay…es waren auch mal zwei! Da musste ich dann halt spontan bei Dir übernachten (rein platonisch, natürlich!).
Auch an Deinen Geburtstagen war man immer willkommen, meistens hattest Du Tag der offenen Türe. Nur an Deinen 40. konnte ich leider nicht kommen, da war ich gleichzeitig an einem Hochzeitsfest eingeladen (aber das glaubst Du mir bis heute nicht). Am 50. war ich schliesslich dabei!! Und ich hoffe, Du denkst heute an mich und glaubst mir, dass ich Dich auch an mein Fest eingeladen hätte :D
Vielen Dank für die unzähligen Stunden, die wir in den letzten 15 Jahren zusammen gelacht und über Gott und die Welt diskutiert haben.