Freundin, Gotti von Vivienne.
Wir lernten uns in der Kanti kennen und fanden schnell den Draht zueinander; die zweitägige Schulreise bot uns viel Gelegenheit zu reden. Von da an verbrachten wir wohl jede Pause zusammen. Nach der Schule telefonierten wir noch mindestens eine Stunde, um alle Schüler und Lehrer nochmals durchzunehmen. Also, wahrscheinlich hätten wir noch länger telefoniert, wenn es zu Hause nicht immer Stunk wegen der hohen Telefonrechnung gegeben hätte 😊 (ja, früher war das Telefonieren noch sehr teuer!).
Als wir zunehmend auch zusammen in den Ausgang gingen, durftest Du regelmässig bei uns übernachten. Die Partys im Hammerbau/St. Urs waren immer genial, jedenfalls für mich – Du bist meistens einfach mir zuliebe mitgekommen… Weil wir nicht so viel Geld hatten, leisteten wir uns in der Regel nur 1 Glas Orangensaft. Später besassen wir mehr Selbstvertrauen und liessen uns auch mal vom anderen Geschlecht einladen😇 Im Sommer spazierten wir oft auch bis in die Nacht in der Stadt herum (oder sassen in der Sportbar 😉), bis Papi uns mal suchen kam…. Für mich gab es danach den ersten und einzigen Hausarrest meines Lebens (einen zweiten erlebe ich wohl höchstens noch durch Quarantäne).
Als ich Auto fahren konnte, besuchten wir auch die eine oder andere Fasnacht oder Party ausserhalb des Dorfes, von wo wir nicht mehr immer zusammen heimgekehrt sind. Das gab nachher wieder lange Telefonate🙊
Zweimal kamst Du sogar mit unserer Familie in die Ferien, einmal auf die Bettmeralp, einmal nach Südfrankreich. Und einmal fuhren wir mit den Velos an den Vierwaldstättersee, um ein paar Tage in Gersau zu verbringen. Die Heimfahrt mit den Velos endete dann allerdings abrupt: eine fremde Familie gabelte uns am Strassenrand auf und brachte uns zum Arzt: Du hattest eine Angina und warst zu erschöpft, um noch weiter zu strampeln. Als wir etwas älter waren, konnten wir uns dann das Flugzeug leisten und verbrachten eine Woche Ferien in Gran Canaria. Für Dich war es das erste Mal Fliegen! Wir sind durch halb Gran Canaria gewandert, um eine Bar zu finden, in der ein Schweizer Fussballmatch gezeigt wurde 😊
Als Du die Kanti verlassen hast, um eine Lehre zu absolvieren, hast Du mir sehr gefehlt. Wir haben zwar meistens samstags miteinander telefoniert, aber da konnte ich Dir nicht erzählen, dass es mir immer schlechter ging. Dennoch hat mir das Wissen um unsere Freundschaft unglaublich gut getan. Wann immer es möglich war, haben wir uns weiterhin gesehen und Du warst stets für mich da. Auch als Du nach der Lehre in die Westschweiz zogst, brach unser Kontakt nie ab, dafür war unsere Verbindung viel zu stark!
Mit «meinen» Männern warst Du nie einverstanden («der ist komisch») – bis ich Dir Sascha vorstellte. Also habe ich ihn behalten😜 Seit 9,5 Jahren bist Du sogar Gotti von Vivienne, und zwar ein wundervolles. Für uns vier gehörst Du schon lange zur Familie dazu. Seit zwei Jahren darf ich auch das Gotti Deiner Tochter Yaelle sein – es könnte nicht schöner sein.
Ich danke Dir von Herzen für Deine wundervolle Art.